Ein außergewöhnliches Jahr mit außergewöhnlichen Leistungen

Kurz vor Weihnachten blickt das BMW Junior Team auf ein bewegtes erstes Jahr seiner Ausbildung zurück. Dan Harper (GBR), Max Hesse (GER) und Neil Verhagen (USA) haben die zu Jahresbeginn noch nicht vorherzusehenden Herausforderungen der Pandemie bewältigt, sind als Team zusammengewachsen und haben große sportliche Erfolge gefeiert. Was mit einem Trainingslager bei Formula Medicine im Januar begann, fand seinen Höhepunkt mit dem Klassensieg bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring (GER) im BMW M4 GT4. Nun erwarten sowohl das BMW Junior Team als auch sein Mentor Jochen Neerpasch den Aufstieg in den BMW M6 GT3 in der kommenden Saison mit großer Spannung.
 
Mehr als 40 Jahre nach der ersten Generation 1977 feierte das legendäre BMW Junior Team 2020 sein Comeback. Wie damals war das Ziel, drei junge Nachwuchs-Rennfahrer zu einem Team zusammenzuschweißen, das gemeinsam auf der Rennstrecke für Furore sorgt. Wie damals erneut dabei: Jochen Neerpasch. Der Gründer des ursprünglichen BMW Junior Teams hat in den vergangenen Monaten die Entwicklung von Harper, Hesse und Verhagen genau verfolgt – und das trotz der COVID-19-Pandemie, die auch für die Organisatoren des Förderprogramms eine große Herausforderung war.
 
Dass das erste Jahr des neuen BMW Junior Teams trotzdem ein voller Erfolg war, ist für Neerpasch alles andere als selbstverständlich: „Zunächst einmal ein großes Kompliment und ein großer Dank an alle, die an der Organisation des Programms beteiligt waren. Vor dem Hintergrund der Pandemie war es alles andere als einfach, den Plan, den wir Anfang des Jahres für das BMW Junior Team entwickelt hatten, auch wirklich umzusetzen. Dass es uns dennoch gelungen ist, war nur durch den Einsatz und die sehr gute Kooperation des gesamten Teams möglich.“ Großen Anteil am Erfolg hatte unter anderem auch Dirk Adorf, der wie Neerpasch als Mentor ständiger Begleiter und Ratgeber der drei Junioren war.
 
Auch aus sportlicher Sicht stellt Neerpasch dem BMW Junior Team ein sehr gutes Zeugnis aus: „Das BMW Junior Team hat trotz der herausfordernden Bedingungen eine sehr gute Leistung gebracht und unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt. Wichtig war zu sehen, dass sie als Team hervorragend zusammengearbeitet und ihre sportlichen Leistungen kontinuierlich gesteigert haben. Wenn man so will, haben sie mit ihrem Klassensieg bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring ihre Gesellenprüfung bestanden.“
 
Klassensieg bei den 24h Nürburgring als Höhepunkt.
Das „Gesellenstück“ war der Triumph mit dem BMW M4 GT4 in der Klasse SP8T beim Langstreckenklassiker Ende September – dem Höhepunkt des ersten Ausbildungsjahres, an dessen Anfang ein rund zweimonatiges Fitness- und Mentaltrainingscamp bei Formula Medicine in Viareggio (ITA) gestanden hatte. Dort wurden die Grundlagen für die erfolgreiche Rennsaison gelegt. „Ich wusste zu Beginn des Jahres nicht, was mich erwarten würde, weil ich zum ersten Mal von zuhause ausgezogen bin. Aber wir haben uns vom ersten Tag an gut verstanden und lagen als Team auf der gleichen Wellenlänge“, resümiert Harper die Zeit in der Toskana. Eigentlich hätte direkt danach der Umzug in ein gemeinsames Haus am Nürburgring folgen sollen, doch der verschob sich aufgrund der Pandemie auf Anfang Juni. „Natürlich war es schade, dass wir im Anschluss an unser Fitnesscamp aufgrund der Pandemie nicht direkt Rennen fahren konnten“, sagt Harper. „Wir haben in der Zeit aber viel Sim-Racing betrieben, was extrem viel Spaß gemacht hat.“
 
Noch im Januar bot BMW Motorsport dem BMW Junior Team zudem die Chance, das 24-Stunden-Rennen in Daytona (USA) zu besuchen und dort hautnah zu erleben, was es bedeutet, gemeinsam mit BMW ein Langstreckenrennen zu bestreiten. Eine sehr gute Vorbereitung auf ihre ersten eigenen Renneinsätze mit dem Start der Saison in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) Ende Juni. Das BMW Junior Team passte sich sehr schnell an die speziellen Herausforderungen an, die die „Grüne Hölle“ an Rennfahrer stellt. Bereits im dritten Saisonrennen feierten Harper und Verhagen im BMW M240i Racing den Klassensieg. Schon beim folgenden Rennen stand die Premiere im BMW M4 GT4 auf dem Programm, in dem das BMW Junior Team ebenso schnell lernte und letztlich das 24-Stunden-Rennen als 19. in der Gesamtwertung, Erster in seiner Klasse und bestes Nicht-GT3-Fahrzeug furios beendete – und das trotz widriger Witterung, die sogar eine Unterbrechung in der Nacht zur Folge hatte. „Die Witterungsbedingungen beim 24-Stunden-Rennen waren wahrscheinlich die verrücktesten, die ich jemals erlebt habe“, sagt Harper. „Dass wir trotzdem unsere Klasse am Ende souverän gewonnen haben, hat mich und meine Teamkollegen sowie das gesamte Team stolz gemacht.“
 
Ein Team nicht nur auf, sondern auch abseits der Rennstrecke.
Auch Verhagen zieht ein sehr positives Saisonfazit: „Vielen Dank an alle, die uns in diesem Jahr so gut unterstützt und es zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Es war wirklich fantastisch. Ich bin sehr glücklich, dass wir in unserem ersten Jahr alles erreicht haben, was wir erreichen wollten. Wenn man bedenkt, wie herausfordernd dieses Jahr aufgrund der Pandemie war, ist unser Programm eigentlich erstaunlich gut gelaufen.“ Hesse stellt neben dem sportlichen Erfolg auch die Bedeutung für seine persönliche Entwicklung in den Vordergrund: „Das Jahr war sehr intensiv und interessant. Ich persönlich habe unglaublich viel Neues gelernt, und auch wir als Team haben uns enorm entwickelt. Das tägliche Zusammenleben mit Dan und Neil hat mir sehr geholfen, mich sowohl als Rennfahrer als auch als Person weiterzuentwickeln. Dafür bin ich sehr dankbar.“
 
Nicht nur im gleichen Auto Rennen fahren, sondern einen echten Teamspirit entwickeln und als Einheit agieren: Auch darauf liegt beim BMW Junior Team ein ganz wesentlicher Schwerpunkt. „Gerade in Sachen Teamwork waren meine Erwartungen hoch, aber die Junioren haben sie sogar noch übertroffen“, sagt Neerpasch. „Sie kommunizieren sehr gut miteinander und unterstützen sich ausgezeichnet. Das ist nicht selbstverständlich, und ehrlich gesagt haben wir auch ein wenig Glück gehabt, dass es so gut funktioniert.“
 
Zu dem guten Teamspirit haben neben dem Zusammenleben in einem Haus über mehrere Monate auch gemeinsame Aktionen wie Track Days mit dem BMW Esports Team FNATIC oder Marc Surer, einem der Mitglieder des ersten BMW Junior Teams, in historischen und aktuellen Rennfahrzeugen beigetragen. Um neben Rennsport und Training auch einmal auf andere Gedanken zu kommen, erhielt das BMW Junior Team Besuch von den TikTok- und Instagram-Stars Sky&Tami.
 
Umstieg auf den BMW M6 GT3 im zweiten Jahr.
Über den Jahreswechsel befinden sich Harper, Hesse und Verhagen zu Hause bei ihren Familien. Aber die nächsten Herausforderungen stehen schon vor der Tür. Zunächst wird sich das BMW Junior Team, sobald es die Pandemie wieder zulässt, erneut bei Formula Medicine auf die Rennsaison vorbereiten. Wenn diese beginnt, ziehen die Junioren wieder in ihr gemeinsames Haus am Nürburgring. Allerdings ist im zweiten Ausbildungsjahr auch geplant, dass das Trio mehr Zeit in der Nähe der Basis von BMW Motorsport in München (GER) verbringt.
 
Auf der Rennstrecke wartet der Aufstieg in den BMW M6 GT3 auf das BMW Junior Team. Vom ersten Rennen der NLS-Saison an sollen sich Harper, Hesse und Verhagen in der Top-Klasse mit den besten GT-Fahrern auf der Nordschleife messen. „Ich freue mich wahnsinnig darauf, mit den ‚großen Jungs‘ in der gleichen Klasse Rennen zu fahren“, sagt Hesse. „Aus meiner Sicht war das Wichtigste in unserem ersten Jahr, uns so gut wie möglich auf das vorzubereiten, was 2021 mit dem Umstieg ins GT3-Fahrzeug auf uns zukommt. Ich denke, wir haben unsere Sache ganz gut gemacht.“ Ähnlich sieht es Verhagen: „Hoffentlich können wir auch im kommenden Jahr im BMW M6 GT3 wieder Erfolge feiern. Ich kann es kaum erwarten, dass es weitergeht.“
 
Wenn es soweit ist, wird auch Neerpasch wieder dabei sein und genau beobachten, ob sich die positive Entwicklung des BMW Junior Teams fortsetzt, denn nun, so sagt er, kommt ein weiterer Ausbildungsinhalt dazu, der im ersten Jahr noch keine ganz so große Rolle gespielt hat: der Leistungsdruck. Aber: „Nach dem zu urteilen, was sie in diesem Jahr geleistet haben, bin ich davon überzeugt, dass ihnen der Umstieg in den BMW M6 GT3 gut gelingt und sie beim 24-Stunden-Rennen im kommenden Jahr ihre Meisterprüfung schaffen.“